Biographie: Kindheitserinnerungen Heiterkeit und Freude fehlten dem Anbeginn, denn eine viel zu rühe Geburt mitten im Potsdam war eigentlich nur ein Balkon zum Garten, dahinter reies Land. Eine Machorka Berlin, danach, war ausgebombt, ruinöse, verkohlte, beängstigen- de Hausfassaden, Schutt und Asche. Das Kind schmeckt Ananas und verkauft Seife am Kudamm. Auf der Netzhaut erste bewegliche Lichter, Autoscheinwerfer, Hektik und Panik vor dem Akronym NKWD. Und im Anschluss: Das Eldorado Mannheim, der Inbegriff westlicher Freiheit, Wirtschaft, Wunder, Wachstum, Wohlstand. Es gibt Papier und Malstifte und das Kind tobt sich in Krakel- und Schraffurbildern aus, malt Bäume ohne Wurzeln und Häuser ohne Dächer und Menschen mit herabhängenden Mundwinkeln, sammelt Pflanzen und Getier, presst es in ungelesene Folianten und freut sich über abgedrückte Spuren. Das Kind hinterlässt seine Spuren. Berührungen mit verschiedenen Kunstformen In einem gastfreundlichen, für Künstler offenen Haus bekomme ich Musik- und Malunterricht und entdecke meine Synästhesiefähigkeit, Fluch und Segen der Frühgeburt zugleich. Ich sehe
Sogar die Schulhefte werden übermalt, das bringt Komplikationen.Der elterliche Edukations- konflikt eskaliert in meiner Pubertät.Paternalistisch werde ich aufgefordert, am Mittagstisch die Aktienbörse aus dem Aushangkasten der Bank zu rapportieren, mütterlicherseits werde ich in Konzerte, Theater und Ausstellungen mitgeschleift, begeistert für den freidenkerischen Schiller und den mystischen Dostojewski, und ich sehe sie, die fliegenden blauen Menschen von Kunst und Wirtschaft Auf der einen Seite begreife ich durch die Zahlen die Zusammenhänge der Deutschland AG, entwickle ein Gespür für Trends, wirtschaftliche Prozesse, auf der anderen Seite entdecke ich die Gestaltungsmöglichkeiten des Lebens durch Kunst. Die Welt wird bipolar … und diese Prägung hat sich erhalten. Kunst und Kommerz, nicht kontradiktorisch, am besten in einer Symbiose. Ich begreife schon damals den Sinn, Kommerz, mit der Betonung der humanen Komponente, mit Kunst für meine Die 68er werfen ihre Schatten voraus. Ich lerne das Wort als Waffe kennen. Für das Schüler- kabarett verfasse ich schulrelegationsdrohende Texte, verfasse bösartige, immer fragende, In Gelsenkirchen begeistern mich im Theater die blauen Monochromien von Yves Klein ebenso wie Max Frischs „Andorra“ und ähnliche Dramen. Durch einen vorübergehenden Polioanfall entdecke ich aus Rehabilitations Gründen die Wirksamkeit von Ausdruckstanz und Ballett, spüre wie Kunst zur Gesundung beiträgt an eigenen Gelenken, komme wieder ins Gleichgewicht und fokussiere meine Sichtweise auf Studienjahre Für das Studium gab es nur eine erste Wahl: Wenn, dann Wien. Wie Kunst und Kommerz, so dann königlich und kaiserliches Wien: K&K. Ich studiere klassische Theaterwissenschaft, um Arrangements, Assemblagen, Collagen, Bilder, Malerei sind Zierrat meines studentischen Domizils, das zu einer Galerie mutiert. I ch bin im Bann des phantastischen Realismus der Wiener Schule. Ich lerne bei Ernst Fuchs. Berufsjahre Von morgens bis mitternachts, Regieassistent erst beim Sprechtheater und dann bei der Oper. Meine Kunst erschöpft sich in Programmheften, Plakaten und Texten. Tuschezeichnungen bleiben übrig. Und kaum Zeit für die frische Ehe und die kommende Familie. Der Wechsel nach Hagen war angesagt, das Terrain in Münster ausgeschöpft. In einem Bandwurm von Verpflichtungen kam ich meinen Aufgaben nach: Dramaturgie, Regie, Abendspielleitung, Schauspiel, Werbeleitung und Öffentlichkeitsarbeit. Ein ausfüllender Full-Time-Marketing-Job, denn nebenbei werden noch Galas, Shows, Bälle, Ausstellungen, Lesungen, Kinder- und Jugendtheater absolviert. Nur in den Theaterferien nehme ich Farben in die Hand, skizziere vorwiegend Landschaften. Als Wunschkandidat werde ich für die Kultur- und Stadtwerbung für die Kommune abgeworben. Wieder K&K. Kommune und Kultur. Daran schließt sich Stadtmarketing an. Projektentwicklung Inzwischen bin ich auch - fast Gründungsmitglied - Mitglied im Marketing-Club geworden, mit der alljährlichen individuellen Gestaltung des Marketing-Preises, bin im Bund Bildender Künstler mit Arbeiten vertreten, Arbeiten im öffentlichen Raum, und eitelkeitshalber: Ausstellungen im In- und Ausland, gründe meine eigene Agentur „Kunst und Konzepte” (K&K), arrangiere Kirchenkonzerte mit Musik, Texten und Bildern, schaffe Zyklen, versteife mich zeitweilig aufs Porträtieren,schöpfe meine Kraft aus den gestalteten Tagebüchern mit allen möglichen Materialien, Stoff, Glas, Acryl, Blech, Papier, Farbe, Lack. Vielfalt und Ausgleich Am Wochenende lebe ich mein Leben auf dem Land in einem uralten Haus mit einem in die Landschaft hineingebauten gläsernen Atelier... In voller Kraft und voller Montur. Mein hintersinnig Kunst als Therapie Mitten im Leben: Die Zäsur ist mein Unfall mit Schlaganfall in Folge, Gehirnoperationen und Krankenhaus und Rehaaufenthalten über Jahre hinweg. Aber: Ich übe sofort meine Feinmotorik Mein Ziel ist Heiterkeit. |
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